Erheblicher Anstieg der Gefahr von Nassschneelawinen

 Nach einem Osterwochenende mit intensiven Schneefällen und großer Lawinengefahr (Stufe 4) in den Bergen, führt der starke Temperaturanstieg am kommenden Wochenende zu einem erheblichem Anstieg der Gefahr von Nassschneelawinen.

Ein Hochdruckgebiet zieht über das Land und garantiert sonnige Tage und außergewöhnlich hohe Temperaturen: Ab dem heutigen Freitag, dem 5. April, steigt die Nullgradgrenze über 3.000 m und erreicht im Laufe des Sonntags eine Höhe von 4.000 m.

Die hohe Nullgradgrenze führt zu einer starken Durchfeuchtung der Schneedecke, die Gefahr von Nassschnee- und Gleitschneelawinen steigt deutlich an.

Der Anstieg der Temperaturen hat die Stabilisierung der Triebschneeansammlungen in der Höhe zwar begünstigt und die Gefahr von trockenen Lawinen hat in den letzten Tagen deutlich abgenommen, Rückmeldungen von gestern (04. März) und heute bestätigen allerdings eine erhöhte Gefahr von Nassschneelawinen.

Zahlreiche nasse Lockerschneelawinen im Schnalstal. (Foto: David Spath, 04.04.2024)

Kurzer Rückblick

Am Mittwoch, den 27. März, erreichte uns das erste von mehreren Südstauereignissen: In den Hauptniederschlagsgebieten, sprich der Ortler-Cevedale und der Texel Gruppe, fielen in der Höhe bis zu 50 cm, im Rest des Landes bis zu 30 cm Neuschnee. Der starke bis stürmische Wind konnte den Neuschnee in großen Mengen verfrachten, wodurch Gefahrenstufe 3 - erheblich, an der Grenze zu Gefahrenstufe 4 - groß, erreicht wurde.

Schneehöhe an der Station Rossbänke (2255 m) im Ultental: Die starken Schneefälle vom 27.03-28.03 und 30.03-01.04 sind deutlich zu erkennen.
Wie so oft bei Schneefällen im Frühling hatte der Neuschnee auch im Fischleintal auf 2700 m Höhe eine Schneeoberfläche aus Graupel eingeschneit. (Foto: Daniel Rogger, 30.03.2024)

Von Samstag, den 30. März, bis Montag, den 1. April, brachte ein erneutes Südstauereignis in den Bergen reichlich Neuschnee, lokal über 100 cm. Die starken Schneefälle wurden von starkem bis stürmischem Südwind begleitet. Die Schneefallgrenze während der Störung lag meist auf etwa 2000 m Höhe.

Niederschlagssummen in den 120 Stunden von Freitag, 29. März, 14 Uhr, bis Mittwoch, 3. April, 14 Uhr: Am meisten Niederschlag fiel zwischen Samstag, 30. März, Sonntag, 31. März, und Montag, 01. April. Die größten Niederschlagsmengen wurden in den typischen Südstaulagen, wie dem Ultental und dem Passeiertal, gemessen.
Windgeschwindigkeiten, die an der Station Madritsch (2825 m), während des Niederschlagsereignisses, gemessen wurden. Der starke bis stürmische Wind begünstigte in der Höhe die Bildung von störanfälligen Triebschneepaketen.
Am Samstag brachte die Störung Saharastaub in die Atmosphäre, der mit Einsetzen des Schneefalls auf der Schneeoberfläche abgelagert wurde. (Foto: Florian Leitner, Monte Cuzzo, 30.03.2024)
Im Schneedeckenprofil in der Nähe des Sandjochs (Passeiertal) auf 2360 m erkennt man gut den auf der Schneeoberfläche abgelagerten Saharastaub (Foto: Lawinenwarndienst, 30.03.2024)
Schneedeckenprofil in der Nähe der Grawand im Schnalstal. Gut zu erkennen ist die Schicht aus Saharastaub, die durch den Neuschnee am Ostersonntag und Montag eingeschneit wurde. (Foto: Ludwig Gorfer, 02.04.2024)
Auch im Ultental wurde der Saharastaub durch die ergiebigen Schneefälle eingeschneit. (Foto: Lawinenwarndienst, 02.04.2024)

Für Montag, den 01. April, wurden in der Höhe große spontane Lawinen vorhergesagt, teilweise wurde Gefahrenstufe 4 - groß erreicht. Zugleich brachte die hohe Regengrenze vor allem im Bereich der Waldgrenze eine erhöhte Gefahr von Nassschneelawinen mit sich. Zahlreiche Rückmeldungen bestätigten sowohl das Abgehen von Nassschneelawinen, als auch von trockenen Schneebrettlawinen in der Höhe. Zum Teil sind Lawinen bis ins Tal vorgedrungen.

Gefahrenstufen für Montag, den 01. April.
Nassschneelawine, die in Rabenstein in Passeier den Talboden erreichte. (Foto: Florian Lanthaler, 01.04.2024)
Eine weitere Nassschneelawine hat bei Rein in Taufers fast den Talboden erreicht. (Foto: Lawinenwarndienst, 04.04.2024)
Nassschneelawine in der Nähe der Scotoni-Hütte. (Foto: Forststation Stern Abtei, 02.04.2024)
Winterlandschaft im Münstertal, man beachte die zahlreichen spontanen Lawinenabgänge auf der linken Seite des Fotos. (Foto: Josef Plangger, 02.04.2024)
Schneebrettlawine in der Nähe der Brogles-Hütte. (Foto: Andreas Comploi, 02.04.2024)
Große Lawine (Größe 3), die vom nachfolgendem Schneefall im Kirchbergtal, Ultental, wieder eingeschneit wurde. (Foto: Thomas Oberrauch, 02.04.2024)
In Schattenhängen in der Höhe konnte man in der Rieserfernergruppe durchaus ein paar herrliche Schwünge im Pulver genießen. Mit dem starken Temperaturanstieg wird die Schneequalität deutlich abnehmen. (Foto: Lawinenwarndienst, 04.04.2024)

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